
Übergabe des Namens „Hôkyô“ an das neue Zen-Dôjô Hamburg – L. Tenryû Tenbreul
Dem neuen Dôjô Hamburg möchte ich den Namen HÔKYÔ geben. HÔKYÔ bedeutet „Schatzspiegel“. Also „Schatzspiegel-Dôjô“. „Hôkyô“ hat im Zen-Weg eine mehrschichtige Bedeutung. Die erste oder grundlegendste Bedeutung ist die, dass sich unser bewegtes, vergehendes Leben widerspiegeln kann in der ruhigen, unbewegten, ursprünglichen Natur des Geistes. Und dass sich darin Zeitliches und Zeitloses vollständig durchdringen können, als das tiefgründige Wesen unserer Existenz an sich.
Die zweite Bedeutung ist, dass sich die Inhalte und Illusionen unseres Bewusstseins widerspiegeln können in der ruhigen Sammlung des Geistes, und das in diesem „Wiederspiegeln“ ein „Loslassen“ stattfinden kann.
Eine dritte Bedeutung ist die, dass sich unsere persönliche Praxis in der gemeinsamen Praxis widerspiegeln kann. Wenn wir gemeinsam praktizieren, wenn wir gemeinsam „Sitzen“ im Dôjô, ist jeder er oder sie selbst, und gleichzeitig entsteht in der Atmosphäre der Stille und Konzentration im Dôjô eine Art Spiegel der über uns selbst hinausgeht. Darin können wir manchmal unsere Schwierigkeiten oder Fehler sehen oder unser Festhalten an Dingen und gleichzeitig haben wir die Möglichkeit darüber hinaus zu gehen. Als Menschen sind wir nicht vollkommen, aber wir sitzen nicht „gegeneinander“ oder wie in einem Wettbewerb, sondern in der wirklichen Stille des Dôjô, in der Stille des Geistes, können unsere Gestalt, unser Leben authentisch werden.
Wenn wir uns in Haltung und Atmung hineinwenden, ganz konkret, gibt es einen Moment in dem die Subjekt-Objekt-Teilung aufgehoben wird. Und dann „Sitzt“ da nur die Ganzheit des Seins. In dieser „Ganzheit des Seins“ kann sich unser persönliches Leben von Grund auf erneuern. Es wird möglich das „Alte“ loszulassen und gleichzeitig kann uns der tiefe Spiegel der ursprünglichen Natur die wahre Tiefe unseres Lebens öffnen. In diesem Prozess der Praxis gibt es kein Ende, weil es in der Ganzheit des Seins keinen Anfang und kein Ende gibt, sondern einfach die Gegenwart des ganzen Universums im Jetzt, zu der wir immer wieder zurückkommen können. Selbst bei unserem letzten Atemzug.
So, ein Dôjô zu schaffen und zu erhalten, in gemeinsamer Praxis und Bemühung, ist eine große Verantwortung, aber auch ein großes Fuse, ein großes Geschenk, und wenn wir mit dem Herzen dabei sind, wird daraus ein wirklich guter Weg, eine Blume des Dharma.